Polaroids

 "A story I never told no one"

 

Das Dilemma des Bildlesers

Klaus Ditté arbeitet neben seiner künstlerischen Tätigkeit als Werbefotograf. Die Werbefotografie ist wohl am ehesten das Medium, welches mit grossformatigen Gesten unsere Wertungen und unser Selbstverständnis prägt.

 Schauen wir uns Dittés künstlerische Bilder an, so haben sie wenig mit Glanzablichtungen im Stil der Reklame zu tun. Statt dessen setzt der Künstler malerisch wirkende Fotografien, oft Polaroids, zu irritierenden Ensembles zusammen, die zunächst wirken wie Tatort Dokumentationen, die eine Geschichte erzählen. Diese Deutung stellt sich bei näherem hinsehen jedoch als Trugschluss heraus. Wir haben es nicht mit Zeugnissen tatsächlicher Ereignisse zu tun Die lesende Rekonstruktion der Bildgeschichten Dittés geht in die Irre und kommt zu keinem befriedigenden Abschluss. Denn der Künstler opfert in seinen Serien den Alltagssinn der Motive zugunsten einer Verzauberung, die auf ein ungelöstes, unlösbares Mysterium jenseits der gewöhnlichen Anschauung zu deuten scheinen. Darin gleichen sie dem Traum, besser noch der poetischen Dichtung.

 Das Rätsel das der Künstler dem Betrachter zumutet, ist keineswegs willkürlich. Die Auswahl der Bilder zu einem Ensemble begründet ein komplexer Formenbezug. Der Künstler arbeitet seine Serien zu Kompositionen um, die sich allein ästhetisch schlüssig einfangen lassen.

 Das, was die Einzelbilder trotz ihrer Rätselhaftigkeit als eine plausible Einheit erscheinen lassen, ist ihre formale Logozität. Was in Dittés Serien der Sprache willkürlich entzogen wird, ein verbal einholbarer Sinn, erfüllt sich im Ästhetischen, öffnet sich dem Auge, das keine andere Sprache kennt als Farbe und Form.

 Dr. Berhard Stumpfhaus, Kunsthistoriker, Frankfurt/M